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Wie entstehen die Fettigen Freunde?

Was wird hierfür benötigt?

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Vielleicht kennst du das auch: Du sitzt im Auto oder stehst in der Küche und das Radio läuft. Du denkst dir: Meine Güte, was hat dieser Mensch für eine unfassbar tolle Stimme. Wie machen die das nur? Was du noch viel besser kennst: Du fragst dich das Folge für Folge auch bei Nick und Patrick von den Fettigen Freunden! Keine Sorge: Wir erklären dir, wie wir das machen.

  • Veröffentlicht von Patrick 
    am 05.07.2023

Die Location

Du wirst niemals erleben, dass ein Radioprogramm oder ein Podcast in einem Großraumbüro oder mitten auf einer Verkehrskreuzung aufgenommen wird. Logisch: Sieht blöd aus, verwirrt andere Menschen. Täte das allerdings jemand, hätte man sehr viele Störgeräusche in der Aufnahme, die vom Wesentlichen ablenken und darüber hinaus für die Zuhörenden das Ganze ziemlich anstrengend machen würden.

Zu empfehlen sind für die perfekte Location also kleinere Räume. Absolut ideal wäre beispielsweise dein Auto oder eine kleine Besenkammer. Um es nicht ganz so unbequem und aufwendig zu gestalten, hier ein paar Kleinigkeiten, die du beachten kannst:

  • Der Raum sollte nicht zu groß sein. Ein Einzelbüro, ein Arbeitszimmer, das Schlafzimmer oder ein Kinderzimmer sind ideal. Das Wohnzimmer ist in Ordnung, wenn es nicht gerade 30m2 groß, in Marmor verlegt oder glatt verputzt ist.
  • Faustregel: Je mehr Möbel oder sonstige, die glatten Oberflächen der Wände „brechenden“ Dinge es gibt, desto weniger Hall landet auf deiner Aufnahme. Steht an der Wand beispielsweise ein großer Buffetschrank oder einen Meter weiter ein Regal an der Wand, darunter vielleicht noch ein Sideboard oder Ähnliches, geht es in die richtige Richtung. Wenn dein Raum recht leer ist, helfen Schallfänger (hier einige Beispiele). Diese verwandeln eine glatte, den Schall reflektierende Fläche in eine strukturierte, den Schall absorbierende Fläche, was für weniger Hall sorgt.
  • Wenn du deinen Podcast ganz allein aufnimmst und keinen Gesprächspartner hast, kannst du dir auch mit einer kleinen Schallkabine um dein Mikrofon herum schon sehr gut helfen. Beispielsweise mit einem solchen Schall-Isolationsschild.
  • Achte unbedingt darauf, dass der Raum, in dem du aufnimmst, frei von Nebengeräuschen ist. Das kann eine gluckernde Heizung sein, ein offenes Fenster, ein Fallrohr in der Wand, durch die man Waschbecken- oder Toilettenspülungen hört und so weiter. Natürlich ist es auch nicht unbedingt ratsam, einen Podcast mitten in der Einflugschneise eines Flughafens aufzuzeichnen.
  • Achte bei der Location auch darauf, dass du geräuschlos stehen oder sitzen kannst. Ein alter Ledersessel, der bei jeder Bewerbung kratscht oder ein Holzfußboden, der bei der kleinsten Gewichtsverlagerung knarzt, sind nicht ideal. Bestenfalls liegt unter deinen Schuhen ein Teppich oder du stehst/sitzt auf Socken.

Die Aufnhame

Sobald du dein Equipment (einige Tipps dazu unten) aufgebaut hast, kann es an die Aufnhame gehen. So manch einer ist hier nervös oder meint, dass alles genau passen muss. Manche fangen auch an, sobald die Aufnahme läuft, doppelt so laut und ganz speziell betont zu sprechen. Vergiss das alles erst mal. Auch hierzu ein paar Tipps...

  • Wenn du glaubst, dass die Idee zu deinem Podcast erfolgreich sein könnte, dann liegt das natürlich zu einem Großteil an der Präsentation. Wenn du also überhaupt nicht so sprichst, wie man dich kennt und plötzlich gezwungen oder unsicher klingst, wird jeder dies sofort merken. Die Mission lautet daher: Entspannung! Immer locker, immer ruhig, immer so, als würdest du mit einem guten Freund einen Plausch halten.
  • Wenn du glaubst, deine Stimme muss laut und deutlich klingen, merke dir, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Nicht nur hast du ein Mikrofon vor dir, das jede Lautstärke ermöglicht, die du dir wünschst. Es ist sogar so, dass du lieber in gediegener Zimmerlautstärke sprechen solltest. Eben so, als würdest du direkt neben einem guten Freund sitzen, dem du in aller Ruhe etwas erzählst. Wenn du beim Erzählen grundsätzlich schreist, ist ein Podcast vielleicht gar keine so gute Idee ;-).
  • Sprich vor dem Start der Aufnahme ein paar Probe-Sätze. Wichtig ist, dass dich selbst monitorst, also, dass du einen Kopfhörer auf hast, der dein Gesprochenes gleich auf die Ohren schickt. So bekommst du schnell ein Gefühl dafür, was zu laut ist und was zu leise. Wenn du feststellst, dass der Sound übersteuert, drehst du den Aufnahmepegel einfach etwas herunter, bis zu beim Sprechen maximal im gelben Bereich landest oder (falls du keine Farbskala hast), auch bei lauteren Tönen kein Krachen im Sound zu hören ist. Teste hier gerne mal mit ein paar Rufen, wie „Hey!“ oder „Yeah!“ oder so.
  • Vermeide am Besten gleich von Beginn an, schon während der Aufnhame in Perfektionismus zu verfallen. Wenn du dich versprichst oder den Gedanken im Kopf verlierst, lass die Aufnahme einfach laufen und setz in aller Ruhe neu an. Dieses kleine Ärgernis ist in der Produktion im Anschluss nicht vielmehr als ein Mausklick und niemand wird es merken.
  • Achte immer darauf, dass du ins Mikrofon sprichst. Vor allem, wenn dein Mikrofon eine Richtcharakteristik hat. So vermeidest du, dass es auf der Aufnahme so klingt, als würdest du dich von den Zuhörenden abwenden und in eine andere Richtung sprechen. Ein Nachteil dieser Situation sind ganz eindeutig die sogenannten Pop-Geräusche: Bei der Aussprache harter Konsonannten, wie beispielsweise dem P, sorgt der Luftzug am Wortanfang dafür, dass es einen dumfen Bass-Ausschlag gibt, was das Höreröebnis schmälert, je häufiger dies zu hören ist. Hiergegen kann man sich allerdings recht kostengünstig mit einem Popschutz wappnen.

Die Magie des Radiosprechers (oder: Die Postproduktion)

Wie makellos auch immer du deinen Podcast aufgenommen hast und wie perfekt und unterbrechungsfrei auch immer das Ganze gelaufen ist: Du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Anhören feststellen, dass deine Stimme bei Weitem nicht so klingt wie die beim Radio oder in deinen Lieblingspodcasts. Natürlich ist ein gutes Mikrofon (z. B. das Shure SM7B) schon mal sehr gut. Die Radiostimme kommt aber auch hier nicht von allein.

Das Zauberwort heißt DAW. DAW steht für Digital Audio Workstation. In der heutigen Zeit wird die Postproduktion in den meisten Fällen digital, also über eine Software erledigt. Bekannte DAW-Software ist beispielsweise Logic Pro von Apple (ca. 230,00 EUR) oder Cubase von Steinberg (ca. 580,00 EUR). Es gibt aber auch kostengünstige, um nicht zu sagen kostenlose Alternativen. Das schlanke, gleichermaßen aber leider auch hässliche Audacity ist ein Open Source Projekt und hat für den nicht vorhandenen Preis eine ganze Menge Möglichkeiten unter der Haube. Eine Empfehlung für Einsteiger sei hiermit wärmstens ausgesprochen.

Die vier Freunde des Podcasters

Jede DAW-Software verfügt über die vier wichtigsten und praktischsten Effekte und Einstellungen, die dafür sorgen, dass am Ende dafür sorgen, dass deine Stimme wie im Radio klingt. Aber: Bedenke, dass jede Stimme anders klingt. Das beginnt bereits beim Unterschied von männlichen und weiblichen Stimmen. Dann gibt es die hohen und die tiefen Stimmen, die Stimmen, die einen sehr ausgeprägten S-Laut mitbringen oder die, die sehr leise oder eben laut sind. Daher sind die folgenden Helferlein nützlich, müssen aber stimm-individuell justiert werden:

Der Kompressor

Wie der Name bereits sagt, wird hie etwas komprimiert. In diesem Fall werden die lauten Töne abgesenkt und die leisen Töne angehoben. So entsteht ein durchgängiger Sound durch ein „Zusammenpressen“ der auseinanderliegenden Pegel hin zu einer komprimierteren, direkteren Form.

Der Equalizer

Der Equalizer ist hinsichtlich der klassichen Radiostimme neben dem Kompressor das Wichtigste, wenn es um den reinen Sound geht. Die niedrigen Frequenzen (die Bass-Frequenzen), die mittleren Frequenzen (Mitten) und die hohen Frequenzen (Höhen) können individuell je Frequenzbereich gepegelt werden - sprich: erhöht oder verringert. Ist deine Stimmt in der Roh-Aufnahme eher dumpf und hat wenig klaren Sound, erhöhe die höheren Frequenzbereiche, um mehr Höhen in die Vokale und S-Aussprechen zu bekommen. Fehlt dir - was beim Ziel „Radiosrepcher“ häufiger der Fall ist - der Bass in der Stimme, erhöhe die niedrigen Frequenzen. Was auch immer du wie verändert, sei vorsichtig: Wenn du die niedrigen Frequenzen hochschraubst, bekommst du mehr Bass in die Stimme, aber achte genau darauf, welche Frequenzen du erhöhst, damit es nicht versehentlich dumpf und schwammig klingt. Der goldene Mittelweg ist eine Art U- oder M-Form in der Anordnung der Regler. Mehr Bass in den unteren Bereichen, etwas Mitten, um den Stimmkörper nicht komplett zu entfremden und leicht gesteigerte Höhen, um klare Zisch- und Vokallaute zu erhalten. Im Recording Blog bei YouTube wird das Ganze richtig gut erklärt.

Das Noisegate

Wie der Name bereits verrät, handelt es sich hier um ein virtuelles Tor, das Geräusche durchlässt - oder eben nicht. Dem Noisegate bringst du bei, wie laut Geräusche sein müssen, um auf der Aufnahme hörbar zu sein. Wenn du Beispielsweise Atemgeräusche aus der Aufnahme herausnehmen willst, pegelst du das Noisegate so ein, dass die Tonspur erst ab einem gewissen Pegel oberhalb der Atemlautstärker zu hören ist. Auch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt und jede Stimme ist eben anders. Während deine Atemgeräusche ausgefiltert werden, könnte dein Gesprächspartner mit denselben Einstellungen kaum zu verstehen sein, weil er vielleicht dazu neigt, am Satzende die Stimme weit abzusenken. So würde das Ganze dann abgeschnitten, was unangenehm zu hören ist. Der YouTube Kanal NoteYourVision hat hier eine nette Erklärung parat.

Limiter (auch: Begrenzer)

Der Limiter, auch Begrenzer genannt, erklärt sich dem Namen nach fast von selbst: Er limitiert. Was limitiert er? Beispielsweise viel zu laute Töne. Beispiel: Du hast einen Fettigen Freund, der immer dazu neigt, zischend durch die Zähne einzuatmen oder beim Lachen das halbe Haus einzureißen. Diese Töne würden die Hörerschaft beim gemütlichen Hören quasi von der Couch fegen oder auf der Autobahn vor Schreck in die Leitplanken schicken. Damit das nicht so ist, kann man diese Töne ab einer gewissen Lautstärke reduzieren lassen. Stell dir das in etwa wie eine Welle vor. Bevor diese jedoch zu hoch schwappt, kommt oben ein Deckel drauf, der das Wasser so weit unten hält, dass die Welle nicht größer wird. Die lauten Töne werden auf den eingestellten Pegel reduziert und niemand erschreckt sich ;-). Erklären kann das Ganze recht gut der Kollege aus dem YouTube Kanal abmischenlernen - und zwar in diesem Video.

Fazit

Wenn du dich mit diesen Plugins/Effekten beschäftigst und ein wenig die Mechanik und Theorie dahinter verstanden hast, bist du in der Lage, relativ bequem und schnell deine persönliche Podcast-Stimme zu entwickeln. Das Ganze klingt wesentlich professioneller und gleich viel angenehmer beim Anhören. Viel Erfolg!

Links zu der von uns verwendeten Technik

Hinweis: Bei den nachfolgenden Links handelt es sich um sogenannte Affiliate Links. Das bedeutet, dass wir durch unsere Empfehlung dieser Produkte vom Händler eine Umsatzbeteiligung erhalten. Es handelt sich tatsächlich um die von uns eingesetzte Technik - das Ganze dient also nicht der Bewerbung teurer Geräte. Da unser Podcast zu 100% eigenfinanziert und ohne sonstige Werbeeinnahmen produziert wird, handelt es sich hierbei um die einzige Einnahmequelle. Und seien wir ehrlich: Wir können uns nicht vorstellen, dass wir mit den folgenden Links mehr als fünf Euro im Monat verdienen werden ;-).